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Solothurn

Mit der Stadtpräsidentin Stefanie Ingold im Gespräch

Was ist Ihnen für die Stadt Solothurn besonders wichtig?
Die Stadt Solothurn besitzt bereits heute eine sehr hohe Lebensqualität, die erhalten und gesteigert werden
soll. Es geht zusätzlich darum, mehr lebenswerte Orte und Grünräume sowie beschattete Plätze zu
schaffen, wo Begegnung und Inklusion möglich sind. Zudem soll sich das pulsierende Zentrum mit dem
lebendigen Gewerbe über die Grenzen der Altstadt hinaus ausbreiten können.

Besonders wichtig ist mir auch die Schaffung von lebenswertem Raum für alle. Dazu gehört auch,
bezahlbaren Wohnraum zu garantieren, für Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen,
Lebensumständen und mit ungleichen Voraussetzungen. Die Stadt soll allen Bürgerinnen und Bürgern mit
ihren Ansprüchen und Bedürfnissen gerecht werden. Trotzdem müssen wir uns der Tatsache bewusst
sein, dass Solothurn eine Kleinstadt und der Raum begrenzt ist. Akzeptanz und Toleranz sind deshalb
wichtig, um diesen begrenzten Raum für jede und jeden lebenswert zu machen.

Was würde das Gold Label für die Stadt Solothurn bedeuten?
Wie viele andere Städte steht auch Solothurn vor einigen Herausforderungen. Die Stadt muss sich für die
Zukunft fit machen, um ihr Ziel zur Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen – denn wenn wir ehrlich sind,
bleibt nicht mehr viel Zeit für die Umstellung von Fossilen auf Erneuerbare, die Verbesserung der
Verkehrssituation und den Umgang mit dem Klimawandel und seinen Folgen.

Solothurn als Energiestadt ist aber in vielen Bereichen sehr vorbildlich unterwegs, so profitiert
beispielsweise der Langsamverkehr von sehr guten Bedingungen, Sanierungen und Neubauten der
gemeindeeigenen Gebäude werden energetisch vorbildlich vorgenommen, fast immer in Kombination mit
Photovoltaik. Auch im Bereich Fernwärme ist Solothurn ambitioniert, baut das Fernwärmenetz stetig aus
und löst dadurch grosse Energieverbraucher vom Gasnetz.

Mit dem Entscheid, das Energiestadt Gold Label zu erreichen, setzen wir ein Zeichen. Wir zeigen damit der
Bevölkerung, der Politik, der Wirtschaft und anderen Gemeinden, dass diese Themen für die Stadt im
Zentrum stehen und ernsthaft bearbeitet werden. Energiestadt bietet einen übersichtlichen und
konsolidierten Werkzeugkoffer zur Bearbeitung dieser diversen Themen auf kommunaler Ebene. Damit
steigert die Stadt ihre Attraktivität als Wohn-, Lebens- und Wirtschaftsraum und rüstet sich für die
kommenden Herausforderungen im Energie- und Umweltbereich.

Welche Aufgaben stehen bis zur Rezertifizierung im Jahr 2024 an?
Im Jahr 2021 hat der Solothurner Gemeinderat die Ziele im Energie- und Umweltbereich festgelegt und
den Weg zu Netto-Null bis 2050 beschlossen. De facto bedeutet dies, dass die Stadt bis 2050 klimaneutral
sein will. Die entsprechende Energiestrategie ist in Erarbeitung und wird voraussichtlich im Herbst in den politischen
Prozess geschickt. Wir sind zwar ambitioniert, aber doch realistisch. Denn um die gesteckten Ziele zu
erreichen, muss auch immer abgewogen werden, was möglich und sinnvoll ist.

Das betrifft auch den Gasausstieg. Es ist allen Beteiligten bewusst, dass dieser Schritt gemacht werden
muss, jedoch nicht unmittelbar geschehen kann. Denn dort, wo eine Energieversorgung mit Erneuerbaren
heute noch nicht möglich ist, sind die Bewohnerinnen und Bewohner vorläufig auf die Gasversorgung
angewiesen, wie beispielsweise in der Altstadt. Gemeinsam mit der Regio Energie arbeiten wir mit
Hochdruck an diesen Themen und erarbeiten eine «Gasausstiegsstrategie».

Was erhoffen Sie sich für die Stadt nach der Erreichung des Goldlabels?
Wenn Solothurn die gesetzten Ziele und dadurch das Goldlabel erreicht, wird die Stadt in die Ränge der
besten Energiestädte der Schweiz aufsteigen. Wir wollen unsere Vorreiterrolle wahrnehmen und auch
andere Gemeinden motivieren, den Weg Richtung Netto-Null anzutreten. Wir dürfen stolz sein, wenn wir
dieses Label erhalten und dürfen dies auch kommunizieren. Das Gold Label bedeutet jedoch auch eine
Verantwortung gegenüber der Bevölkerung und eine Verpflichtung, die Themen stetig und gewissenhaft zu
bewirtschaften.